Eichstätt feiert den 100. Geburtstag von Architekt Karljosef Schattner

Der international erfolgreiche Architekt Karljosef Schattner wäre im August dieses Jahres 100 Jahre alt geworden. Den Geburtstag nehmen die KU, das Bistum und die Stadt Eichstätt zum Anlass, dem ehemaligen Diözesan- und Universitätsbaumeister und seiner architektonischen „Kunst der Fuge“ nachzuspüren. Zum Veranstaltungsprogramm zählen eine Ausstellung im Diözesanmuseum mit Fotografien von Schattners Architektur, zwei Wandelkonzerte unter anderem mit Studierenden der Unimusik der KU, Architekturführungen, ein Fotowettbewerb sowie ein Festakt im Juni.

35 Jahre lang, von 1957 bis 1992, war Karljosef Schattner, geboren am 28. August 1924 in Gommern, Diözesan- und Universitätsbaumeister in Eichstätt. Als oberster Baubeamter des Bistums verhalf er der Stadt – nach den Baumeistern des Mittelalters und des Barocks – zum dritten Mal zu einer architektonischen Blüte. Schattner hat Eichstätt geprägt und weltberühmt gemacht (hier eine Übersicht der wichtigsten Bauwerke in Eichstätt). Es gelang ihm die perfekte Symbiose zwischen barocker Üppigkeit und moderner Strenge, die sich in seinen bevorzugten Materialien Stahl, Beton, Glas und Lochblech ausdrückt. Diese gestalterischen Gegensätze fügte er trennend zusammen, was später – frei nach Bach – als die „Kunst der Fuge“ bezeichnet wurde.

Karljosef Schattner
Karljosef Schattner

Die Architektur Schattners ist ein Dialog zwischen dem Gestern und dem Heute, sie verbindet Tradition mit der Moderne. Dies lässt sich besonders gut an den zahlreichen Bauwerken nachvollziehen, die er für die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt in deren Jahren des Aufbaus geschaffen hat. Viele Einrichtungen und Fachbereiche der KU sind in historischen Gebäuden untergebracht, die in gelungener und preisgekrönter Weise – abgestimmt auf die Bedürfnisse einer universitären Nutzung – saniert, umgebaut und durch moderne Elemente ergänzt wurden. Dabei bewies Karljosef Schattner eine Genialität, die Betrachter auch heute noch in ihren Bann zieht: Hier fügt sich ein klarer Kubus zwischen die Flügel der barocken, ehemaligen Orangerie. Dort überspannt Stahl das ehemalige Waisenhaus. Da eröffnet sich im prachtvollen Ulmer Hof ein modernistischer Mikrokosmos.

Karljosef Schattner wirkte über mehrere Jahrzehnte in Eichstätt, daher lassen sich die verschiedenen Phasen seiner Schaffenszeit und ein sich wandelnder Baustil auf dem Eichstätter Campus nachvollziehen – angefangen bei den Kollegiengebäude, die er Anfang der 1960er Jahre für die damalige Pädagogische Hochschule ebenso errichtete wie die Hofgarten-Bibliothek. Es folgten die Umbauten des Ulmer Hofs und der Sommerresidenz sowie der Neubau des Studierendenzentrums KHG in den 1970er Jahren. Schließlich sanierte Schattner das ehemalige Waisenhaus, errichtete das Medienhaus der Journalistik, das Institutsgebäude der Geographie und die Mensa mit Cafetria in den 80er- und 90er-Jahren. Das gesamte Schattner-Ensemble auf dem Campus der KU steht inzwischen unter Denkmalschutz, im vergangenen Jahr hat die KU mit der Sanierung der Kollegiengebäude begonnen.

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Ehemaliges Waisenhaus
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Medienhaus der Journalistik
Schattner
Treppenhaus im Medienhaus
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Ulmer Hof

Alle Fotografien von Klaus Kinold, München

 

Das Veranstaltungsprogramm im Jubiläumsjahr

Im Jubiläumsjahr lässt sich die in Deutschland einmalige Architekturwelt auf unterschiedliche Weise erkunden: etwa bei Architekturführungen oder bei der Sonderausstellung „Die Kunst der Fuge“ im Domschatz- und Diözesanmuseum. Auch an der KU sind Veranstaltungen geplant. Konzerte widmen sich auf unterschiedliche musikalische Weise dem Wirken des Baumeisters und machen seine Bauwerke zur Bühne.

  • Unter dem Titel „Schattner 100 – Die Kunst der Fuge“ zeigt das Eichstätter Domschatz- und Diözesanmuseum eine neue Sonderausstellung. Die Schau läuft vom 30. März bis 31. Oktober. Sie zeigt in Kooperation mit der Klaus-Kinold-Stiftung großformatige Schwarz-Weiß-Fotografien von Schattners wichtigsten Bauten aus dem Werk des Architekturfotografen Klaus Kinold, darunter auch zahlreiche Aufnahmen vom Campus der KU. Zudem veranschaulichen Dokumente das Wirken Schattners.
  • Studierende der Professur für Kunstpädagogik und Kunstdidaktik der KU haben sich in druckgrafischen Werken mit der Architektur Schattners auseinandergesetzt. Die Grafiken werden im Sommersemester bei einer Ausstellung auf den Bauzäunen rund um die Kollegiengebäude der KU präsentiert.
  • Mit einem Festakt am 21. Juni um 18 Uhr in der Aula der KU wird anlässlich des 100. Geburtstags von Karljosef Schattner dessen Werk gewürdigt. Den Festvortrag hält der Publizist und Architekturkritiker Wolfgang Jean Stock, anschließend diskutieren Expertinnen und Experten über „Schattner: gestern – heute – morgen“. Zur Anmeldung
  • Musik in Schattner-Gebäuden: Vokal- und Instrumental­ensembles der KU und der Eichstätter Dommusik singen und spielen bei einem Wandelkonzert am 20. Juni ab 20 Uhr auf dem Eichstätter Campus der KU sowie Innenhof am Haus der Kirchenmusik (Domplatz 9).
  • Im Rahmen des Musikfest Eichstätt, das 2024 seinen zehnten Geburtstag feiert, laden Musikerinnen und Musiker der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am 11. Mai von 10 bis 18 Uhr zu Wandelkonzerten zwischen Vergangenheit und Gegenwart in den Bauten von Schattner und seinen Kollegen ein. Mehr Infos und Tickets unter www.musikfest-eichstaett.de

  • Die Tourist-Information der Stadt Eichstätt bietet mehrere geführte Spaziergänge unter dem Motto „Glanzlichter moderner Architektur“ an. Dabei steht das Werk Karljosef Schattners im Fokus. Besichtigt werden auch Schattner-Bauwerke, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind. Termine: 14. April, 23. Juni, 25. August, 27. Oktober (jeweils 13:00 bis 14:30 Uhr). Übersicht und Terminbuchung hier.

  • Fotowettbewerb: Posten Sie bis 1. Oktober 2024 auf Instagram Ihre Fotos von Schattner-Bauwerken und versehen sie diese mit dem Hashtag #schattner100 – die besten Bilder werden Teil einer Ausstellung in der Galerie Bildfläche und haben die Chance auf einen Preis.

Vollständiges Programm zum Download hier.